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AUSBAUHAUS SÜDKREUZ – Gemeinschaftlich, Bezahlbar, Verbundstofffreier Innenausbau

Zuschlag Konzeptverfahren / 1. Preis Polis Award "Ökologische Wirklichkeit" / Auszeichnung Re-Use am Bau 2022 / Anerkennung HolzbauPlus 2023 / Shortlist DAM Preis 2023 / Architekturpreis Berlin Fokus Nachhaltigkeit 2023 / Nominiert EU Mies Award 2024

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AUSBAUHAUS SÜDKREUZ

PROJEKTDATEN

Programm: Neubau Mehrfamilienhaus, inkl. Gemeinschaft & kiezgebundenes Gewerbe
Ort: Gotenstraße 45, 10829 Berlin-Schöneberg
Größe: BGF 2.200
Wohneinheiten: 18
Leistungen: Konzeptverfahren & LP 1– 8
Bauherren: Baugruppe Südkreuz GbR
Konstruktion: Holz-Beton-Hybridbauweise, verbundstofffreie Holzständerwerk Fassade mit vorgehängter Lärchenverschalung, Kreislaufgerechter Ausbau aus nachwachsenden Rohstoffen
Nachhaltigkeit: KfW 40

Team: Philipp Dittus, Andreas Friedel, Tamara Granda, Max Mütsch, Paul Zöll
Partner: Müller Rose Projektsteuerung / L.I.S.T. Projektsteuerung, Janitz Ingenieure, PSW Ingenieure, Hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

*1. PREIS, ZUSCHLAG IM KONZEPTVERFAHREN DER STADT BERLIN (BIM) 2019
* 1. PREIS POLIS AWARD "ÖKOLOGISCHE WIRKLICHKEIT"
* AUSZEICHNUNG RE-USE AM BAU 2022
* ANERKENNUNG HOLZBAUPLUS 2023
* SHORTLIST DAM PREIS 2023
* ARCHITEKTURPREIS BERLIN, FOKUS NACHHALTIGKEIT 2023
* NOMNINIERT EU MIES VAN DER ROHE AWARD 2024

 

PROJEKTBESCHREIBUNG

Hohe Anforderungen an kleines Wohnprojekt, Konzeptverfahren
Im Rahmen des Konzeptverfahrens „Schöneberger Linse“ hat die „Ausbauhaus“-Baugruppe 2019 den Zuschlag für das Grundstück erhalten. Auf 7 Geschossen befinden sich 13 Eigentumswohnungen und 3 förderfähige Wohnungen. Dazu sind 2 kiezgebundene Gewerbenutzungen und 1 Gästewohnung im Gebäude untergebracht. Auf dem kleinen Grundstück in fußläufiger Entfernung zum Bahnhof Berlin-Südkreuz musste die Baugruppe im Planungsprozess mit den Architekten erhebliche Anforderungen aus dem Konzeptverfahren, dem B-Plan und der Gestaltungssatzung integrieren. Der im Konzeptverfahren geforderte Anteil an förderfähigen Wohnungen sowie 2 kiezfördernde Gewerbeeinheiten wurden durch die Baugruppenmitglieder mitfinanziert. Zusätzlich wurde im Staffelgeschoss eine kleine Gästewohnung mit großer gemeinschaftlicher Dachterrasse umgesetzt. Entsprechend des B-Plans sind im Projekt eine nachhaltige Holz-Beton-Hybridbauweise und der Energiestandard KfW 40 umgesetzt (Biogasheizung). Es wurden Vogelbrutkästen in die Fassade integriert sowie das Dach mit Dachbegrünung als Imkerstandort vorgesehen. Aufgrund der Nähe zum Sachsendamm gelten hohe Schallschutzanforderungen. Dazu wurden spezielle Holzfenster und weitere Schutzmaßnahmen im Rahmen der Fassadenkonstruktion (Kastenfenster, Prallscheiben) entwickelt. 

Grundrisse & offener Wohnraum
In den beiden Gewerbeeinheiten im 4,5 Meter hohen Erdgeschoss sind Start-Up-Schulungsräume (Gründerseminare, Beratung) und ein Kiezwohnzimmer mit Atelier untergebracht (kultureller und sozialer Austausch auf ehrenamtlicher Basis), teilweise mit eingezogener Galerieebene. Die Etagenwohnungen zwischen 38 und 130qm sind teilweise als 4-Spänner oder als 2-Spänner realisiert. Der über die gesamte Breite der Fassade laufende Umlauf mit Balkonen und Loggien und mit bodentiefen Holzfenstern erweitert den Wohnraum großzügig in den Außenraum. Die bodentiefen schwellenfreien Holzfenster schaffen einen starken Außenbezug des Wohnraums. Auf dem Dach befinden sich zwei kleine Einheiten und die gemeinschaftliche Gästewohnung mit Dachterrasse.

Lebenszyklusgerechtes Bauen / Gebäude als Materiallager konstruieren
Ähnlich wie im Vorgängerprojekt Ausbauhaus Neukölln wurde auch im Ausbauhaus Südkreuz der Ausbau durch wechselnde Nutzer in den Mittelpunkt gestellt. Ging es im Ausbauhaus Neukölln um das kosteneffiziente Haus (industrielles Betonregal mit flexiblem, individuellem Ausbau), wird beim Ausbauhaus Südkreuz die Kosteneffizienz auf den gesamten Lebenszyklus des Hauses und damit auf die Rückbaubarkeit und die Wiederverwendung der Baumaterialien übertragen und erweitert (Haus als Materiallager). Denn Neubauten von heute werden in Zukunft nicht mehr abgerissen und entsorgt, sondern dienen als wertvolles Materiallager, welches materialbewusst modernisiert oder umgebaut werden kann. Darum sind die Bauelemente des in Holzhybridbauweise errichteten Gebäudes adäquat zu ihrer erwartbaren Lebensdauer eingesetzt. Das bedeutet: Je kurzlebiger die Bauteile des Gebäudes sind, desto eher müssen sie wiederverwertbar und umso einfacher demontierbar sollten sie sein.

(1) Langlebige robuste Tagstruktur
Die im dichten urbanen Kontext positionierte dauerhafte Tragstruktur (Brandwände, Decken, Erschließungskern) ist aus Stahlbeton errichtet. Dies ermöglicht auf Dauer eine hohe Nutzungsflexibilität der überspannten Einheiten sowie den einfachen Umbau von tragwerk-unabhängigen Bauteilen. Um kostengünstig zu bleiben, werden viele Betonoberflächen der Rohbau-Konstruktion auch roh belassen.

(2) Rückbaubare Fassade
Die Fassade ist als rückbaubare und recycelbare Holzkonstruktion ausgeführt. Ein Holzständerwerk mit Hinterlüftungsebene (Konterlattung) nimmt die Holzfaserdämmung (gesteckt) sowie die vorvergraute Lärchenschalung (verschraubt) auf. Abschluss zum Innenraum bildet die freistehende Vorsatzschale mit Holzplatten als Sichtflächen.
Bei Bedarf können einzelne Bauteile abgeschraubt, repariert oder auch ersetzt werden.
Die Fassade wirkt durch den umlaufenden Austritt und aufgrund der konsequent bodentiefen Holzfenster im Wechsel mit der vorvergrauten Lärchenschalung farblich gedeckt und zurückhaltend. Die rötlichen Sonnenschutzvorhänge (Low-Tec-Textilien aus der Landwirtschaft) schaffen dazu ein lebendiges Fassadenbild, das durch Bewohner individuell bestimmt wird. Hier drückt sich das gemeinschaftliche Wohnprojekt nach außen aus. 

(3) Umbaufähiger verbundstofffreier Innenausbau
Der Innenausbau ist in der Regel der kurzlebigste Teil eines Gebäudes, da sich Lebensumstände und Nutzungen schnell ändern können. Darum wurde, entgegen der üblichen Praxis, im Ausbauhaus Südkreuzder spätere Umbau bereits mit eingeplant und der Innenausbau der Wohnungen als trockene und verbundstofffreie Konstruktion aus nachwachsenden Rohstoffen, ohne Verkleben und Verspachteln vonMaterialschichten ausgeführt. Die Materialien werden sicht- und lösbar verschraubt, gelegt, gesteckt und können demontiert und an anderer Stelle neu eingesetzt werden. Oberflächen bleiben vorzugsweise unbehandelt oder werden wohngesund lasiert. Somit können die einzelnen Bauteilschichten ausgebaut, abgeschraubt, gesammelt und individuell vom Nutzer selbst eingesetzt und aufgearbeitet werden.

Innenwand als trocken montierte Holzwand
Für die Zimmerwände in den Wohnungen wurden im Ausbauhaus Südkreuz trocken montierbare Holzständerwände entwickelt, deren Beplankung und Ausdämmung aus nachwachsenden Holzwerkstoffen besteht und die verbundstofffrei errichtet werden können. Die einfachen Trennwände stehen auf dem Rohboden, da der Fußbodenaufbau schwimmend verlegt ist. Die Wände lagern entkoppelt federnd auf den Holzständern mit verbindenden Kanthölzern und sind mit Holzfaserdämmung ausgedämmt. Schwere 27 Zentimeter dicke Holzplatten bilden die Oberfläche der Innenwände. Die Platten werden lediglich mit einer Öko-Lasur mit geringer Weißdeckung behandelt (UV-Schutz).

Verbundstofffreier Fußbodenaufbau
Basis des verbundstofffreien Fußbodens ist ein trocken montierter Aufbau. Der Schichtaufbau besteht aus einer trockenen ungebundenen Ausgleichsschüttung aus mineralisch ummantelten Holzspänen, die die Eigenschaften einer gebundenen Schüttung mitbringt und auf der Betondecke für Ausgleich sorgt, sowie einer Holzfaserdämmplatte, einem Heizungssystem auf Holzfaserbasis mit Wärmeleitblechen und einer Trockenestrich-Platte als Trittschall, auf der der Nutzbelag (Mehrschichtdiele Eiche als Klick-Parkett) verlegt wird. So entsteht ein einfach anpassbarer und sogar wiederverwendbarer Bodenaufbau.

Beispiel für zukünftige Umbaukultur im Wohnungsbau
Die im Projekt eingesetzte verbundstofffreie Konstruktion im Innenraum ist nicht nur ein wertvolles Materiallager für die Zukunft, sondern ist über Jahrzehnte gesehen auch die kostengünstigere Alternative zu aktuell üblichen Verbund-Konstruktionen. Die verwendeten Baumaterialien sind demontierbar, sortenrein trennbar, und sie können somit leicht wiederverwendet werden.
Dies ermöglicht den einfachen und nachhaltigen Umbau oder Nutzungsänderungen bei Bedarf. Durch den sortenreinen Rückbau kommt es zu einem Re-Use-Effekt. Verschraubte Holzplatten, Holzparkett, Holzwolle, Schüttung im Fußboden etc. können geschliffen, neu ausgelegt oder zusammengefegt und am selben Ort oder in anderen Gebäuden wieder eingebaut werden. Die Wohnungen könnten auch nur partiell geändert und um-, an- und weitergebaut werden.
Um die Gebäude als Materiallager wirksam zu machen, müssen alle verwendeten Bauteile genau erfasst und dokumentiert sein. BIM-Modelle halten die Deklarierung der Bauteile fest und Produktdaten machen die Zeiten des Einbaus abrufbar, sodass auch Jahrzehnte später der beste Umgang mit Demontage und Wiederverwendung für jeden Baustoff gefunden werden kann.
2022 wird im Rahmen der Bauhütte 4.0 (Climate Smart Forest Economy Program) im Verbund der TU Berlin, des Fraunhofer IPK und der Tegel Projekt GmbH ein LCA-Test (Life Cycle Assessment/Nachhaltigkeitszertifizierung) durchgeführt. 

Stand:
Planungsbeginn:
Gebäudeart:
Bauliche Merkmale:
  • Energiestandard Energie A+
Anzahl der Wohnungen:
18
Anzahl der noch freien Wohnungen:
0
Wohnfläche insgesamt:
2030 m²
Rechtsform des Projekts:
Eigentumsform:
Das Projekt wird den folgenden Altersmix haben
Kinder und Jugendliche (bis 20):
19
Erwachsene bis 60 Jahre:
19
Erwachsene über 60 Jahre:
24
Um welche Gemeinschaftseinrichtungen wird es sich handeln:
Moderation/Mediation, Projektsteuerung
Projektentwicklung, Projektsteuerung, Moderation/Mediation, Finanzierung

Projekt Standort

Gotenstr. 41
10829 Berlin
Deutschland

Schöneberg

Kontaktdaten

Gewerbeeinheit im AUSBAUHAUS SÜDKREUZ
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