Der Karl-Marx-Hof ist eine Ikone des Roten Wien
Gebaut für den Neuen Menschen.
Wien steht im internationalen Städtevergleich bis heute für relativ leistbaren Wohnraum - und es gibt einen wichtigen historischen Grund dafür, warum sich Wien gegen Privatisierungswellen und Immobilienpreise wie in München, Hamburg oder Paris relativ gut behaupten konnte.
Mit Unterbrechung durch faschistische Regierungen ist die Stadt seit gut 100 Jahren sozialdemokratisch regiert, zum ersten Mal 1919, als die SDAP, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die absolute Mehrheit errang.
Im Rahmen dieses sozialen, kulturellen und pädagogischen Projekts stellten die Reformer*innen die Frage »Wie leben?« ins Zentrum. Sie wollten durch die Umgestaltung von Lebens-, Arbeits- und Wohnräumen egalitäre(re) Formen des Zusammenlebens realisieren und gesellschaftliche Erneuerung ermöglichen. Dementsprechend kam neben – und verbunden mit – Bildungs- und »Fürsorgemaßnahmen« dem Wohnbauprogramm eine zentrale Rolle zu. Auf Grundlage der konsequent umverteilenden Fiskalpolitik wurden mehr als 60 000 Wohnungen und zahlreiche Sozial-, Gesundheits-, Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtungen geschaffen. Die sichtbarsten Zeugnisse des Roten Wien sind die etwa 380 Wiener Gemeindebauten, als deren ikonischer Vorzeigebau der kilometerlange Karl-Marx-Hof gilt. Geplant vom Architekten Karl Ehn, einem Schüler Otto Wagners, wurde die riesige Wohnanlage im Oktober 1930 von Bürgermeister Karl Seitz eingeweiht.
Wegweisendes Gemeindebauprojekt und Schlüsselbau der Moderne.
Marie-Noёlle Yazdanpanah und Rob McFarland schreiben für nd
Kein Hintergrundtext angegeben.
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